Donnerstag, 29. Mai 2014

Rezension zum Transformationscomic aus dem Bundeskanzleramt?

Erst jetzt sind wir über eine Rezension zum Comic aus dem letzten Jahr gestolpert, geschrieben durch den Rechtswissenschaftler Dr. Jochen Gebauer, publiziert in dem renommierten Fachjournal Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR 4/2013, S. 245-246). Also um ganz korrekt zu sein: Herr Dr. Gebauer ist Jurist im Bundeskanzleramt, die Rezension ist natürlich keine offizielle Verlautbarung der Bundesregierung ;)  Wir freuen uns dennoch über die konstruktive Besprechung. Hier einige Auszüge:

"Wenn alles mit allem zusammenhängt, kann Reduktion und eine klare Linie die Orientierung erleichtern. Das komplexe Thema „Klimawandel“ ist einen solchen Versuch wert: Den aktuellen Wissens-stand zum Klimawandel und zur Klimapolitik gibt es jetzt kompakt als schön gestalteten Comic-Band. Hinter der Idee steckt eine Gruppe von Wissenschaftlern um die Klimaforscher Schellnhuber, Rahmstorf und Leinfelder, die unter dem sperrigen Namen „Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)“ die großen Trends in der globalen Umwelt-und Klimapolitik analysieren und bewerten. .... Der Comic hält nicht ganz, was der Klappentext verspricht: „Neun Wissenschaftler kämpfen als Comic-Helden gegen den Klimawandel“. Denn es gibt weder eine Abenteuergeschichte noch echte Comic-Helden. Der Band ist ein Comic-Sachbuch, das auf gut 100 Seiten jede Menge Informationen liefert. Die neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des WBGU kommen als Comic-Helden nur in kurzen Rahmenhandlungen vor.   ....
Als Antworten auf diese drängenden Probleme lassen sich Erneuerbare Energien, Super-Grid, MagLev-Schwebebahn ebenfalls gut bildlich darstellen, bei Nakicenovic (TU Wien) oder in dem Kapitel „Technisch geht alles“ von Schmid (IWES Kassel) hat das grafisch teilweise Science-Fiction-Qualität, was sich sehr unterhaltsam liest. Schwieriger wird es, wenn Private Equity, Emissionshandel, EEG oder Bürgerbeteiligung als Comic-Strip erklärt werden sollen, etwa in den Beiträgen von Schubert (ETH Zürich) oder Schlacke (jetzt WWU Münster), der einzigen Juristin im WBGU. Für den offenbar recht gleichförmigen internationalen Arbeitsalltag der Wissenschaftler findet der Comic eine eigene nüchterne Konferenzzentren-Ästhetik. Es macht schon wegen der souverän ausbalancierten Schwarz-Weiß-Doppelseiten Spaß, den Comic-Band in die Hand zu nehmen.
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Was bleibt als Eindruck? Die Probleme des Anthropozän sind auch im Comic nicht einfacher. .... Es bleibt der Eindruck eines gut gemachten und modernen Lehrbuchs, das neue Zielgruppen erreichen soll und auch erreichen kann.  ....
Insgesamt ist der Comic aber ein packender Schnelldurchlauf, der Lust zum Weiterdenken und Weiterlesen macht. So kann etwa der Hinweis auf die Abschaffung der Sklaverei als Beispiel für eine schwierige, aber gelungene Transformation im Beitrag von Messner (DIE Bonn) im Hauptgutachten des WBGU von 2011 vertieft werden (S. 87-115, 102 f.). Auf eine solche Nutzung ist der Comic-Band mit seinem ausführlichen Quellen-und Literaturteil erkennbar angelegt. Damit bekommt im besten Falle auch das gut 400 Seiten starke und anspruchsvolle Hauptgutachten des WBGU von 2011 (Welt im Wandel -Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation) auf dem Umweg über den Comic-Band noch ein paar engagierte Leser mehr."